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Aus einer alten Chronik 1595 - 99

 

Im Pfarrarchiv befindet sich ein handgeschriebenes Graduale aus dem 14. Jahrhundert. In der Mitte des Bandes stehen chronikartige Notizen, beginnend mit dem Jahre 1595. Die Schrift ist unleserlich, muß aber 1818 noch zu entziffern gewesen sein. Damals schrieb der Pfarrer Pelk (1813 – 1864) diese geschichtlichen Nachrichten sorgfältig ab. Diesem Umstand ist die Erhaltung der Chronik zu verdanken. Es wird uns u.a. folgendes berichtet:

„Den 9. Januar 1595 ist unsere Kirche und Stadt durch die Spanier, die von Oldenzaal kamen, beraubt. Der Schaden beläuft sich auf 2000 Taler. Auch haben die Spanier am Feste des hl. Johannes des Täufers im Jahre 1595 aus unserer Stadt und Umgebung geraubt 133 Stück Schlachtvieh und nach Enschede getrieben. Der Schaden ist geschätzt auf 2150 Reichstaler, sie haben auch um dieselbe Zeit unsere Kirche geplündert und den Kelch und die Kostbarkeiten des Altares weggenommen, jedoch hat man den Kelch wiedererhalten. Auch haben sie einen Gefangenen mit sich nach Enschede genommen in in Eisen geschlagen, bis die Kontribution, die sie ausgeschrieben, bezahlt würde.

Im Jahre 1598 fielen die Spanier wieder mit einer großen Anzahl Reiter und Knechte ins Land, legten sich in alle Ortschaften des Münsterlandes, und hatten da bis Ostern 1599 ihr Winterlager; legten hier in Ochtrup viele Knechte ein, welche die Stadt mit der Westerbauerschaft den ganzen Winter mit allem Nötigen versorgen musste, wogegen die Weiner- und Osterbauerschaft  und Schöppingen und Metelen kontribuieren mußte. Dies hat dem Kirchspiel 8000 Taler gekostet. Das Stift Münster war in den Zeiten in der größten Bedrängnis.

Im Jahre 1599, am Montag nach Quasimodogeniti, kam Dükers Haus durch Blitz entzündet in Brand, welcher so stark um sich griff, dass auch die Kirche und der Turm und die Glocken samt 53Häusern verbrannten.

Im Jahre 1665, den 23. September, unterm Bischof Bernhard v. Galen hat sich hier im großen Esch ein Heer von 42000 Mann zu Pferde und zu Fuß versammelt und ist in die Twenthe, Drenthe, Satland und Groningerland maschiert. Bei diesen Märschen ist Losser abgebrannt, Enschede geplündert, Oldenzaal und Borkeloe erobert.

Im Jahre 1666, am 5. Januar, hat sich hier ein Korps von 10000 Mann versammelt, und ist mit vielem Kriegsgeräte nach Coevoerden marschiert; richtete aber wegen unbeständigen, nassen Wetters nichts aus, zog darauf nach dem weißen Venn, schloß es ein und nahm 600 holländische Soldaten gefangen.

Im Jahre 1666 nahm hier die schreckliche Pest ihren Anfang, sobald der Obrist Wallpohl mit seinen übriggebliebenen Soldaten hier ein Nachtquatier gehalten hatte. Wenn Gott nicht den Leuten in den Sinn gegeben hätte, aus der Stadt zu flüchten, so wäre vielleicht kein Mensch übrig geblieben.

Soweit die alte Chronik. Zu den Mitteilungen über die spanischen Ueberfälle vergleiche man die Ausführungen über den Spanisch- Holländischen Krieg aus dem Heft Ochtrup 1930.

Die Kunde von dem großen Brande von 1599 muß sich auch anderwärts erhalten haben, denn Johann Diederich von Steinen schreibt im dritten Anhang zu Hobbelings Beschreibung des ganzen Stifts Münster vom Jahre 1742: „Ochtrop, ein Dorf nicht weit von Metelen, ist 1593 mit einem Graben und Walle umzogen worden und hat Stadtgerechtigkeit. Den Namen soll es von seinem hohen Turme durch folgende Gelegenheit bekommen haben: Als der Baumeister den Turm fertiggemacht und gesehen, dass er nicht imstande das Kreuz aufzusetzen, habe er gesagt: Och dar up, das ist: Ach dass jemand da wäre, der das Kreuz aufsetzte! 1599, dem 9. April, ist es ganz abgebrannt, neun Häuser ausgenommen.“ (Die Namensdeutung ist natürlich irrig, aber als Beispiel von Volksethymologie interessant.)

Merkwürdig ist, dass die Chronik über den Dreißigjährigen Krieg schweigt, obwohl die Hessen 1638 im Kirchspiel Ochtrup das beste Holz „verhowen“ und alles Korn haben ausdreschen lassen. – Die Kunde von den Kriegszügen Bernhards v. Galen lebt noch heute in manchem Sprichwort.

Bedauerlich ist auch, dass von 1719 – 1815 keine Eintragungen gemacht sind. Pfarrer Pelk hat aber noch einige Einzelheiten aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts hinzugefügt:

Im Jahre 1820 ist hier die Mädchenschule erbaut . Die erste Lehrerin hieß Anna Rechendorp. Im Jahre 1820 ist das Bergtor abgebrochen. Im Jahre 1821, den 7. Febr. Sind auf der Bergstraße zwei Häuser, Niehoffs und Rensings Haus abgebrannt.

Im Jahre 1823 ist das Zollhaus in der Brechte erbaut. Im Jahre 1823 ist das Weinertor abgebrochen und ein Spritzenhaus statt des alten mit einer Wacht- und Arreststube erbaut.

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