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Fastenzeit und Ostern in Ochtrup

Von Helmut Elsner (1992)

 

Die drei „tollen Tage“ sind zu Ende. Es ist Aschermittwoch, die Fastenzeit beginnt. Vor 100, vor 60 Jahren oder gar noch vor 40 Jahren waren die „Tollen Tage“ in Ochtrup gar nicht so toll. Das 40- stündige Gebet hielt viele Ochtruper davon ab, diese „Tollen Tage“ mitzufeiern.

In der Karnevalszeit gabe es vor einigen Jahrzehnten zwar Kostüm- oder Kappenfeste einiger Vereine, aber der Sitzungskarneval und der Karnevalsumzug waren in Ochtrup nicht heimisch. Erst vor zwei bis drei Jahrzehnten kamen Altweiberfastnacht, Karnevalssitzungen und der in der näheren und weiteren Umgebung bekannte Kinderkarnevalszug auf.

Aber ich will nicht hiervon berichten, sondern von der Fastenzeit und den Ostertagen in den vergangenen Jahrzehnten.

Der Palmsonntag war der Beginn der Karwoche, „de Stille Wiärk“. In oder vor den katholischen Kirchen fand die Palmweihe statt. Die Kinder im Alter von 3 bis 14 Jahren, mancher Ältere machte gar nicht so gerne mit, hatten sich Palmstöcke gemacht oder machen lassen. Auf einem Stock, meistens Haselholz, war oben ein Buchsbaumzweig angebunden. Der Stock war oft fein verziert, etwa durch das Abziehen feiner Spänchen vom entrindeten Stab. Hin und wieder sah man auch, dass auf dem Stock schöne rotwangige Äpfel aufgespießt waren, die den Stock verzierten.

Wieder andere Palmstöcke waren mit farbigem Krepppapier umwunden und zur Verzierung gleichmäßig eingeschnitten. Lange Papierbänder flatterten dann lustig im Wind. Diese Form trifft man sogar heute noch an. Die bei der Palmweihe geweihten Buchsbaumzweige wurden zu Hause in der Nähe eines Weihwasserbeckens oder auch hinter einem Wandkreuz aufbewahrt und im folgendem Jahr gegen die dann neu geweihten Zweige ausgetauscht.

Nach dem Gloria des Hochamtes des Gründonnerstages schwiegen bis zum Ostertag die Kirchenglocken. Stattdessen traten nun die Messdiener mit ihren hölzernen Klappern in Aktion. Am Karfreitag fand der große Kreuzweg – die Karfreitagsprozession- statt. Sie nahm früher einen anderen Verlauf als heute. Sie führte von der Station „Pilatus verurteilt Jesus zum Kreuzestod“ an der Bahnhofstraße (heute eingebaut im früheren Haus Werning, jetzt City- Shop) über die Bahnhofstraße zum Nienborger Damm, dann über einen Feldweg (Fasanenstraße) und entlang des Kreuzweges vorbei am ehemaligen Hof Seggert, kreuzte dann die Bahnlinie und stieß auf den Gausebrink. Gerade dies letztere Wegestück war früher bei schlechter Witterung nur schwer begehbar. Der heute 98- jährige Franz Hewing, der früher auf dem Hof Seggert arbeitete, erzählte mir, dass man häufig mit „Buschken“ den morastigen Weg auffüllte, damit überhaupt die Prozessionsteilnehmer durchkamen. Vom Gausebrink verlief der Kreuzweg dann weiter zur Gronauer Straße, dann über die Turmstraße, den Bergweg herunter zur Bentheimer Straße, über die Berg- und Bültstraße zur Lambertikirche zurück.

Am Nachmittag des Ostersonntags versammelten sich an den verschiedensten Plätzen die jungen Leute, um den „Paoskenstaken“ zu holen, aufzustellen und abzubrennen. Vielfach fand auch das „Ostereierwerfen“ statt. Viele Familien veranstalteten gegen Abend das Verzehren der bunten Eier, eben das „Ostereieressen“.

Am Osterabend, bei Beginn der Dunkelheit, wurden die Osterfeuer angezündet. Schon viele Tage vorher wurde dazu, meist an höher gelegenen Stellen, das Holz und anderes brennbare Material zusammengefahren und aufgestapelt. Überall im Münsterland konnte man weitleuchtend diese Feuer erkennen. Um das Osterfeuer auf dem Ochtruper Berg versammelten sich viele Menschen und sangen zu den Klängen einer Blaskappelle die alten Osterlieder. Weithin leuchteten die Feuer der Osternacht und kündeten von der Freude der Auferstehung des Herrn.

Dass diese alten Bräuche auch heutzutage noch weitergepflegt werden, darüber sollten wir und freuen und bereit sein, daran teilzunehmen.

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