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Zum Gefallenenehrenmal der „Kalliope“ von Ochtrup

 

- Anita Bender -

 

 

 

Der Gedenkstein lag unleserlich und fast in Vergessenheit geraten im Schatten des Hohen Kreuzes am Bergweg. Mit Hilfe des Arbeitskreises für Geschichte und Altertumskunde konnten die Namen ausfindig gemacht werden, so daß der Stein fachmännisch restauriert werden konnte.

 

Zur Geschichte der „Kalliope“: Am 23. Dezember 1904 erfolgte die Gründung von „Kalliope“ Ochtrup (Kalliope = erste griechische Muse schöngeistiger Bestrebungen). Zweck des Vereins sollte der Zusammenschluß der katholischen Studierenden Ochtrups sein, um in ihm Gemeinschaft, Frohsinn, Heiterkeit aber auch alte heimatliche Traditionen zu pflegen. Gründungsmitglieder waren die Ochtruper „Musensöhne“ Franz Keuter, Heinrich Horstmann (Jesuitenpater), Heinrich Graffe (gefallen im Ersten Weltkrieg), Josef Schweins, Dr. Karl Schmitz und Dr. Bernhard Kock. Präsident war im Gründungsjahr Franz Keuter. Die jungen Studenten kamen in den Ferien wöchentlich ein- oder zweimal zusammen , um an Vorträgen teilzunehmen, zu kegeln, wandern, Kommerse zu feiern und vieles mehr. Besonderes Anliegen aber war die Erhaltung der alten Werte der Heimat, so ist es im schriftlichen Nachlaß zu lesen.

 

„Was Du ererbt von Deinen Vätern, erwirb es, um es zu besitzen.“ So galt es auch hier, die Werte, die im unverfälschten Volkstum stecken, nicht verkümmern zu lassen. In vielen alten Zeitungsberichten findet man die Aufarbeitung der Geschichte von Ochtrup, die Entwicklung des heimischen Gewerbes - vor allem die „Pottbäckerei“ - und Zeitgeschichte über Land und Leute in früheren Jahren.

 

In den Kriegsjahren und den ersten Jahren nach dem 1. Weltkrieg mußte Kalliope saure Zeiten durchmachen. Seit die Rektoratsschule aber immer kräftigeren Nachwuchs lieferte, wuchs die Zahl der Mitglieder zu einer stattlichen Schar heran.

 

Einige Mitglieder des Vereins in der Zeit von 1914 bis 1935 schrieb Herr Werner Brünen aus den Analen heraus:

 

1914 - 1925:

Hermann Horstmann, geb. 1896, Pfarrer

August Tömmers, geb. 1896, Lehrer in Merfeld (Bahnhofstraße)

Franz Rensing, geb. 1896, Pfarrer (Rensing-Hues-Rosing)

Emil Jungfermann

Ulrich Kleining, Lehrer (Amerika, Töpfer)

Franz Horstmann, geb. 1899, Syndikus

Karl Lessel, geb. 1901, Pfarrer in Alstätte

Adolf Roß und Alfons Roß (Brüder)

Hermann Laurenz

Willy Scho

August Weber

Josef Wieling, Theologe

Gustav Wiggers, geb. 1900

Karl Woltering (Sohn von Rektor Woltering), Dipl..-Ing., Bocholt

Hermann Ostendorf

Hermann Pröpsting

Aloys Uppenkamp

Paul Schoo

Wilhelm Tombült (Sparkassenleiter)

Hermann Beermann, Lehrer

Josef Tömmers, geb. 1905, Pfarrer in Münster

Heinrich Kaiser, geb. 1903, Pfarrer

Heinrich Terheyden, geb. 1905, Pfarrer

Werner Pelster, geb. 1907, Theologe Dr.

Johannes Büter, geb. 1904, Theologe

Franz Kerstiens (Bahnhofstraße), geb. 1899

Franz Lessel

Heinrich Steven, geb. 1903

Heinrich Horstmann, geb. 1885, Jesuit

Hermann Kuhlmann, geb. 1887, geistl. Studienrat

Franz Jan-Mieling, geb. 1887, Pfarrer in Nienborg

Dr. Bernhard Kock, geb. 1885, Essen

Franz Sommer, geb. 1877, Rektor; gest. 1924

Richard ten Brink

Heinrich Lessel

Heinrich Elfering (Weiner)

August Westrick

 

1929 - 1935:

Helmut Plemper, Jurist

Wilhelm Rasing, Dipl.-Ing.

P. Wieschebrink

Hugo Böcker, Lehrer

Horst Osterholt, Apotheker

Hermann Bründermann, geb. 1908, Theologe

Franz Kock, geb. 1913 (Kolpingstraße)

August Blome, geb. 1914 (Weiner 4)

Bernhard Bakenecker, geb. 1914, Dr. med.

Wilhelm Bröker, geb. 1905, Theologe

Tonius Becker

Fritz Laurenz, geb. 1915

C. Schmitt (Abitur 1934), Chemiker

 

Am 9. April 1929 konnte der Verein in alter Frische sein 25jähriges Jubiläum im großen Rahmen feiern. An diesem Tag bot sich den Ochtruper Bürgern ein ungewohntes Bild. „Drei Chargen im studentischen Wichs fuhren mit der neuerworbenen Fahne durch die festlich geschmückten Straßen unter feierlichem Glockengeläut zur Kirche“, so berichtet das Mitglied Felix Uppenkamp. Nach der Fahnenweihe und dem Levitenhochamt zog der Verein zum Berg, um an ihrem Gefallenenehrenmal einen Kranz niederzulegen. Nach der Gedenkrede wurde von sämtlichen Kallipiden das Kreuz in den großen Findling gemeißelt, dieser steht noch heute hinter dem Gedenkstein. Nur dieser Stein erinnert noch an den einst so stolzen Verein, der nach der Machtübernahme 1933 liquidiert wurde.

 

Die Fahne befindet sich heute im Stadtarchiv und das Gefallenenehrenmal nimmt nach der abgeschlossenen Restaurierung seinen angestammten Platz wieder ein.

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