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Langenhorst

Abschrift aus „Ochtrup in Westfalen“ 1930

 

Das „Stift“ Lanhenhorst wurde 1178 von dem späteren Domdechanten Franko von Wettringen gegründet, dem letzten seines Geschlechts. Schon 1203 ordnete der Bischof Herimann II an, dass die Zahl der aufzunehmenden Schwestern niemals mehr als 24 betragen soll. Die Pfarreien Ochtrup und Wettringen wurden dem Archidiakonat der Aebtissin von Langenhorst unterstellt, welche die damit verbundenen Amtshandlungen von dem Pfarrer von Langenhorst ausführen ließ. 1205 bestätigte der Bischof Otto dem Kloster das Recht, seinen Vogt selber zu wählen und vermehrte die Einkünfte des Konvents durch Ueberweisung mehrerer Zehnten, wie denn überhaupt das Kloster im 13. und 14. Jahrhundert auf Vermehrung seiner Einnahmen bedacht war. Um 100 schloss sich das Kloster der Windesheimer Kongregation des Augustinerordens an und trat in enge Verbindung mit dem Kloster Marienwalde in Frenswegen bei Nordhorn. Zur Zeit der Kirchentrennung war das Kloster unter dem Einfluss des Dechanten Johann von Syburg, der ehemals Hofkaplan des Bischofs Franz von Waldeck gewesen war, protestantisch geworden. 1616 jedoch wurde der Konvent durch Bischof Ferdinand von Bayern wieder ganz katholisch. Auch hatte 1550 das Kloster die Verwaltung seiner Güter fast ganz aus der Hand gegeben und an den Gografen Werner Cloith zu Schöppingen verpachtet. Als nun 1556 die Klostergebäude und der nördliche Turm der Kirche abbrannte, ging das Stift „alle Jahr tiefer und tiefer an etlich viel tausend Taler zurück und geriet schier in Unvermögenheit, so dass adelige Jungfern darin schier nicht erhalten werden konnten und täglich gewißlicher endlicher Untergang des Stiftes zu befürchten war“. Durch den Privilegienbrief des Kaisers Matthias von 1613 wurde darum die Klosterordnung in einen „Beschluß oder Gemeinheit“ mit gemeinsamer Küche und gemeinsamem Leben umgewandelt. Schon 1576, nachdem die Stiftsgebäude neu aufgebaut waren, hatte man beschlossen, die Klosterorganisation in ein „freiweltlich- adeliges Stift“ mit 12 Präbanten umzuwandeln und Anna von Thie wurde die erste Aebtissin. Eine weitere Aenderung der Satzungen genehmigte das Domkapitel 1589. Angesichts der ständigen Plünderungen durch spanische und holländische Kriegshorden trat die Pröpstin Christina von Raesfeld 1595 zurück und überließ den Stab der Sophia von Velen (1595 – 1624). Tillys Scharen plünderten das Kloster 1623, und am 8. Oktober 1627 wurde es von den Mansfeldern heimgesucht. Weitere Leiden brachten die Hessen 1637 und 1639 durch Bedrückung mit Kriegssteuern. 1722 wurden die Abtei, das Dormitorium und die Kurien der Stiftsdamen neu erbaut. Die letzte Aebtissin war Clara Ludowicica Gräfin von Merveldt bis 1811. In diesem Jahre wurde das Kloster von Napoleon aufgehoben, nachdem es schon 1803 dem Rheingrafen überwiesen worden war. Die Stiftsgebäude wurden verkauft, aber 1814 erhielt der Rheingraf Fürst zu Salm- Horstmar die Stiftsgüter zurück und musste die Stiftsdamen, deren nach 1803 noch mehrere ernannt waren, abfinden.

Am 9. November 1830 wurde in Langenhorst eine Lehrerbildungsanstalt, und zwar zunächst als Präparandenschule gegründet. 1833 wurde die Schule als sog. Nebensiminar ausgebaut und 1839 unter Aufhebung der Präparandenschule als vollberechtigtes Lehrerseminar anerkannt. 1882 erfolgte die Verlegung nach Warendorf. Die Ende der 60er Jahre neu ins Leben gerufene Präparandenschule wurde 1922 bei der Neuordnung der Lehrerausbildung aufgelöst. Das Gebäude ist heute(1930) vom Caritas- Verband als Heilstätte für tuberkulöse Kinder eingerichtet.

Bestehen geblieben und immer weiter ausgebaut worden ist die Taubstummen- Anstalt, die 1841 durch den Hilfslehrer Stahm als Privatunternehmen des Seminars eröffnet wurde und seit 1849 selbstständige Einrichtung des Provinzialverbandes Westfalen ist.

Das idyllisch an der Vechte gelegene Dörfchen mit seiner alten Stiftskirche ist heute ein beliebtes Ausflugsziel.

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