ImpressumDatenschutz

Ochtruper Keramik J. Friederich

Ochtruper Keramik

Heimatliche Reminiszenzen

Von DR. Julius Friedrich

Abschrift aus Werkszeitung Gebr. Laurenz, Weihnachten 1956

 

Als sich vor vielen hundert Jahren in Ochtrup die ersten Häuser u die Kirche wie Küken um die Glucke scharten, da gehörte zu jedem Anwesen eine kleine Töpferei. Der wertvolle Lehm in der nahen Brechte hatte schon viel früher die Menschen dieser Gegend zu keramischer Betätigung gereizt. Tonscherbenfunde gaben der Wissenschaft Kunde, dass vor drei Jahrtausenden auf Ochtruper Boden die Töpferei Spuren hinterlies, die das Vorhandensein von Siedlungen und kulturellen Ansätzen belegten. Um die Brechte entbrannte später ein immer wieder aufflammender Kampf zwischen Ochtruper und Bentheimer Bürgern, da jeder die Rohstoffbasis für sich allein haben wollte. In diesem „Lehmkrieg“ setzte es oft blutige Köpfe, und er muß wohl schon wirtschaftlich wichtige Hintergründe gehabt haben, wenn man sein Leben an einen so winzigen Flecken Heimaterde wagte.

Jedenfalls stand das 16. und 17. Jahrhundert im Zeichen der Ochtruper „Pottbäcker“. Diese ältesten Handwerker des Ortes hatten die Herstellung „irdener Gefäße zu einer Kunst entwickelt. Sicherlich waren es Gebrauchsgegenstände, was auf der Töpferscheibe, von ihren Händen gestreichelt, Gestalt gewann: die Näpfe, Teller, Schüsseln, die Knabbelkümpe, Klusen, Ölkruken und anderer Krimskram. Aber die Waren kamen noch nicht konfektioniert auf den Markt. Jede von ihnen hatte bei aller Serienmäßigkeit der Form ein persönliches Gesicht. Es gab immer Abwandlungen und neue Spielarten. Auch die Verzierung ging keine genormten Wege. Als Spezialität kristallisierten sich der „Siebenöhrige“ und das Kinderspielzeug „Die Ochtruper Nachtigall“ heraus. Mit solchen Töpferwaren wurde ein schwunghafter Handel getrieben. Jeden Montag machten sich die Ochtruper Kiepenkerle im blauen Leinenkittel und mit einer langen Pfeife im Mund auf den Weg, um klingende Münze für die Erzeugnisse einzutauschen. Dieses „ambulante Gewerbe“ war, wie wir heute zu sagen pflegen, sehr „exportintensiv“ geworden. Es lohnte sich für den Kunsthandwerker und für den Hausierer, den seine Wanderschaft bis tief nach Holland hinein und bis zum Jadebusen führte. Samstags kehrte er mit leerer Kiepe und mit voller Tasche heim, um in der neuen Woche wieder vollbepackt wie ein Maulesel über Land zu ziehen.

Als Prunk- und Schmuckstücke sind die Ochtruper Pfannenkuchenschüsseln berühmt geworden. Anfangs haben sie eine rote Glasur gehabt und zeigen gelbe Renaissanceblumen auf dem reliefartigen Grund. Spätere Stücke benutzen herausgedrückte oder aufgelegte Masken als Randverzierung, während auf dem Grund ein großer Kopf erscheint. Besonders schöne Exemplare hat das 18. Jahrhundert hervorgebracht, wie einige Schüsseln mit Randbuckeln oder Maskenköpfen belegen, die im Landesmuseum Münster oder im Burgmuseum Altena als Raritäten aufbewahrt sind. Im Haushalt des Rokoko und der Biedermeierzeit nahmen diese künstlerischen Beispiele der Ochtruper Keramik einen hervorragenden Platz ein. Wer etwas auf sich hielt, stellte sie auf die Umkleidung des Rauchfangs, auf dem sogenannten „Bosen“ oder auf die Anrichte gleichsam als Visitenkarte des guten Geschmacks.

Leider sind die Pottbäcker aus Ochtrup bis auf wenige Nachzügler ausgestorben. Um 1800 gab es rund um den „Stüwwenkopp“ noch 21 „hauptberufliche“ Pöttkers. Heute sollen es noch zwei sein, die das Kunsthandwerk einer neuen Blüte zuführen wollen, zumal auch die dazugehörende Handmalerei wieder Wurzeln schlägt. Darüber jedoch berichten wir ein anderes Mal.

HEIMATVEREIN
Der VereinJahresprogrammAktuellesOchtruper AllerleiLiteraturbeiträgeAlte SchriftstückeHeimatblätterBücherverzeichnis OchtrupTermine
De PättkeslüeDenkmalpflegeHeimatkundeBrauchtumspflegeRadfahren und ReisenSenioren
De Pättkeslüe Denkmalpflege Heimatkunde Brauchtumspflege Radfahren und Reisen Senioren