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Rückblende 1995

Veranstaltungen im Heimatverein Ochtrup e.V.

Ludger Ernschneider

 

Es ist üblich, am Ende eines Jahres Rückblick zu halten und ein wenig die Höhepunkte nochmals vor dem geistigen Auge vorbeiziehen zu lassen.

Zu Beginn des Jahres 1995 vereinte die Mitgliederversammlung alle Heimatfreunde mit 1. dem Arbeitskreis für Geschichte und Altertumskunde unter der Federführung von Anita Bender, 2. der Seniorenabteilung unter der Leitung von Franz Holtmann und 3. der Wandergruppe "De Pättkeslüe" unter Führung von Michael Wülker.

Wer sich zu Beginn des Jahres das Veranstaltungsprogramm näher ansah, mußte feststellen, daß für jeden Heimatfreund genug Aktivitäten angeboten wurden. Im nachfolgenden sollen nur Höhepunkte blitzlichtartig noch einmal herausgestellt werden.

Eine gemeinsame "Schneewanderung" (die Wanderung im Februar hat eine lange Tradition unter dem Namen "Schneewanderung") - wobei wieder einmal die weiße Pracht ausblieb - führte zum "Haus Welbergen".

Das Dormitorium des alten Stiftes Langenhorst mit seiner Stiftskammer wurde eingehend im März unter die Lupe genommen. Hier werden liturgische Gewänder und Kultgeräte sowie sakrale Kunstwerke dem Besucher präsentiert.

Die erste Radtour des Jahres führte nach St. Arnold bei Neuenkirchen. Nach der traditionellen Radwanderung am 1. Mai trafen sich die Teilnehmer unter dem Maibaum am Töpfereimuseum. Das Aufstellen des Maibaumes hat damit auf Anregung des Arbeitskreises für Geschichte und Altertumskunde in Ochtrup seit 1993 "Tradition", denn der Brauch geriet zwischen 1820 und 1830 in Ochtrup in Vergessenheit. Der Chronik der Stadt Ochtrup - so Anita Bender - könne entnommen werden, daß im Jahre 1935 auf dem Gelände der Firma Gebr. Laurenz wieder ein Maibaum aufgestellt wurde. Der Heimatverein knüpft an private Maibaumaufstellungen an der Niedereschstraße sowie an der Bergwindmühle an.

Eine Abordnung des Heimatvereins Ochtrup nahm im Mai an dem einhundertjährigen Bestehen des Heimatvereins Lengerich im Altkreis Tecklenburg teil. Da im Jahre 1999 der Heimatverein Ochtrup e. V. seine loo-Jahr-Feier begeht, verfolgte der Vorstand mit großem Interesse die dortige Programmfolge. Alle Heimatfreunde sind hiermit aufgerufen, an der Festschrift mitzuwirken, sei es durch Anregungen oder durch Bildmaterial, das leihweise dem Heimatverein überlassen werden sollte.

Unter der Leitung von Anita Bender und Hildegard Schulze-Elshoff begaben sich Kunstinteressierte auf die Spuren der Romanik in Sachsen-Anhalt. Hier gab es über vier Tage Romanik pur. An der viertürmigen Pfeilerbasilika von Liebfrauen in Halberstadt aus dem 12. Jahrhundert konnte man den Stil der Romanik in besonders reiner Form studieren. Auf dieser Fahrt zählten die Kunstschätze in der romanischen Stiftskirche von Quedlinburg zu den herausragenden Sehenswürdigkeiten. Wer sich für Fachwerkbaukunst interessierte, konnte sich hier an 1200 Objekten aus unterschiedlichen Bauepochen erfreuen. Seit 1995 zählt die Stadt mit ihrer reichen Geschichte und den Fachwerkbauten zum Welt-Kulturerbe der UNESCO.

Der Norden von Deutschland wurde mit dem Besuch von Schleswig, Flensburg, Sonderburg/Insel Römo in Dänemark sowie der Insel Sylt auf einer Busfahrt erkundet.

Radwanderungen führten in die nähere und weitere Umgebung.

Das niederländische   Grenzgebiet steuerten die "Pedalritter" an einem Wochenende (Samstag/Sonntag) besonders gern an. Auf dem Schmugglerpfad bewegte sich in unmittelbarer Nähe zum Almelo-Kanal eine andere Radwandergruppe. Bei den "Watermolen van Huis Singraven" aus dem Jahre 1448 in der Gemeinde Denekamp wurde Mühlen-Geschichte lebendig. Diese Unterschlagmühle besitzt drei Räder, die alle eine eigene Funktion hatten, nämlich Korn zu malen, Holz zu sägen und Öl zu pressen. Bis heute noch sind die ersten zwei Mühlen in Betrieb. Das Landgut "Huis Singraven" konnte leider nur von außen in Augenschein genommen werden, da es noch privat genutzt wird.

Die Nordsee lockte wieder einmal mit ihrer Inselwelt. Diesmal war das Ziel die Insel Langeoog. Dort fühlten sich die "Landratten" für einen Tag wohl.

Der Europäische Denkmaltag 1995 bleibt bei vielen Heimatfreunden in guter Erinnerung, denn an diesem Tag lud der "Alte Spieker" auf dem alten Kirmesplatz in Langenhorst die Öffentlichkeit zum Besuch ein. Träger dieses Gebäudes ist die Stadt Ochtrup, wobei der Heimatverein Ochtrup e.V. Nutzungsrechte bekam. Das im Jahre 1804 erbaute Gebäude hatte vorher auf dem Hof der Familie Schulze-Althoff gestanden und wurde ca. 200 Meter weiter  versetzt. Mit einem erheblichen Kostenanteil hatte sich u. a. der Heimatverein an der Finanzierung beteiligt.

Im Spätherbst starteten die Heimatfreunde zum historischen Wasserschloß "Haus Marck", unterhalb der Berg- und Burgstadt Tecklenburg gelegen. Der Gründer der Bethelschen Anstalten, Friedrich von Bodelschwingh, hatte hier seine Geburtsstätte.

Dem Großsteingrab (Megalithgrab) aus der Zeit um 2000 vor Christus in Wechte galt der nächste Besuch. Im Jahre 1927 entdeckte Professor Stieren aus Münster diese Stätte mit etwa 200 Bestattungen und ca. 800 Beigefäßen. Teilweise sind die Funde im Landesmuseum für Vor- und Frühgeschichte in Münster ausgestellt.

Beeindruckend war für viele Teilnehmer das Textilmuseum in Bocholt, in dem auch Geräte und Maschinen aus der alten Ochtruper Firma Gebrüder Laurenz für die Nachwelt erhalten sind.

Daß die Senioren noch sehr rege sind, wird an den vielen Veranstaltungen des Jahres deutlich. Nach einer Wanderung um den Ochtruper Berg lud Franz Holtmann die Gruppe zum Buchweizen-Pfannkuchen-Essen in die Gaststätte "Zur alten Mühle" (Nobbenhuis) ein. Wanderungen und Radtouren durch die engere Heimat schlossen sich an.

In guter Erinnerung ist das gemütliche Beisammensein mit plattdeutschem Nachmittag bei Bernhard Volbert in der Weiner.

Eine Busfahrt in das niederländische Ootmarsum ließ die Senioren über den eigenen Tellerrand hinausblicken.

In der Adventszeit besuchte die Abteilung den Weihnachtsmarkt in Essen, der wegen seiner Lichterpracht in den Straßen weit über das Ruhrgebiet hinaus bekannt ist.

Die Wandergruppe "De Pättkeslüe" zog mit ihrem Programm einen festen Stamm von Wanderern an. Eröffnet wurde das Jahresprogramm mit einer Wanderung und einem anschließenden Moosessen. Als herausragende Ereignisse galten die Wanderungen durch das Wiehengebirge, durch das Wersegebiet bei Münster, am Buchenberg bei Steinfurt -Borghorst, bei Gildehaus, Velen und Laer. Absolutes Spitzenereignis war die viertägige Camping-Wanderung im Thüringer Wald. Nicht nur das Wandern auf Schusters Rappen stand auf dem Programm, sondern auch das Radwandern, und zwar eine 93 km lange Radtour. Ein anschließender Grillabend ließ die Konditionsherausforderung wieder vergessen.

Der Arbeitskreis für Geschichte und Altertumskunde im Heimatverein Ochtrup e.V. trifft sich an jedem ersten Montag im Monat zu seinen Arbeitssitzungen. Die Heimatgeschichte und was damit zu tun hat, ist sein Arbeitsfeld. Hier wird fleißig gearbeitet :Themen werden für die Heimatblätter zusammengetragen, redaktionell betreut, Ausstellungen im Töpfereimuseum vorbereitet, das schon zur Tradition gewordene Maibaum-Aufstellen liegt in seinen Händen, wofür an dieser Stelle diese Aktivität besonders lobend unterstrichen werden muß.

Unter Federführung von Anita Bender konnte ein Bildstock als Gedenkstätte mit finanzieller Unterstützung der katholischen Kirchengemeinde St. Dionysius Welbergen und des Heimatvereins Ochtrup errichtet werden. Am Osterdienstag (3. April 1945) fielen der Welbergener Küster Anton Wessels und sein Bruder Wilhelm Wessels mit Pferd und Wagen einer Minenexplosion an dieser Stelle zum Opfer. Der Stein "Gedenken - Danken - Mahnung" will an diese Tatsache erinnern.

 Daß der Arbeitskreis an alter Literatur von Personen interessiert ist, die in Ochtrup gelebt und gewirkt haben, wird deutlich mit dem Kauf eines Werkes von Professor Dr. Theodor Katerkamp mit dem Titel "Denkwürdigkeiten aus dem Leben der Fürstin Amalie von Gallitzin". Katerkamp hatte den Lehrstuhl für Kirchengeschichte und Kirchenrecht an der Theologischen Fakultät der Universität Münster inne und wurde dort 1816 zum Außerordentlichen Professor für Kirchengeschichte und Moraltheologie ernannt. Er wurde geboren am 17. Januar 1839 in Ochtrup, Wigbold 102 / Kirchplatz 3 (heute Hubertusheim). Das Leben Katerkamps hat Anita Bender in "Ochtruper Heimatblätter, Nr. 7", gewürdigt.

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