Ochtrup im Spanisch- Niederländischen Kriege
Von H. Reckels
Der Spanisch- Niederländische Krieg entbrannte 1581 mit dem Abfall der nördlichen Provincen Hollands von der Krone Spanien. Für unsere Heimat begann damit eine Zeit der größten Not und Bedrängnis; denn die kriegsführenden Heere fielen raubend und plündernd jahrzentelang in das Stift Münster ein, das selber am Kriege Hollands und Spaniens durchaus unbeteiligt war. Daß gerade die Grenzgebiete des Stifts gegen Holland besonders von den wilden Kriegsvölkern bedrückt wurden, ist nicht verwunderlich. Ochtrup hatte zum ersten Male 1590 unter diesen Kriegsscharen zu leiden, als der spanische Kapitän Emanuel de Vega mit zwölf Fähnlein Knechten raubend und plündernd ins Stift einfiel. An dem durch Mauern und Wälle geschützten Rheine vorbei zog er am 8. April nach Epe und Ochtrup. Röchell berichtet weiterhin aus dem Jahre 1592: „In den septembri haben sie (die Spanier) die dorffer Eipe und Ochtrup eingenommen und drei milewegs umbher gans ausgeplundert und ausgerowet.“ Die Not war groß und doch hatten unsere Vorfahren auch in den folgenden Jahren noch keine Ruhe vor den „spanischen voessen“.
Denn „sie hausten nicht anders als Schelme, Diebe und Verräter. Wären sie schon offenbare Feinde gewesen, hätten sie keine größere Tyrannei üben können. Wenn ihnen die umliegenden Dörfer und Bauern ihre Kontribution brachte, Geld, Futter für die Pferde oder Rinder, Schweine, Schafe, Gänse, Enten, Hühner und dergleichen, so waren sie trotzdem damit noch nicht zufrieden, sondern haben den armen Leuten alles Ihrige mit Gewalt weggenommen, auch die Leute als Gefangene mitgeschleppt, bis sie durch hohes Lösegeld wieder befreit wurden. Dadurch wurden viele wohlhabende Bürger zu Bettlern. Dabei gaben sie an, sie stritten für den katholischen Glauben, gingen in die Kirche, schlugen mit der Faust vor die Brust und hörten die Messe, stellten sich auswärtig gar fromm (godtlich) an, waren aber inwendig reißende Wölfe und lebendige Teufel.“
Niemand durfte diesem Gesindel, obwohl sie taten, was sie wollten „keinen finger zukrempen“. Manche Bewohner ließen daher lieber Haus und Hof im Stich und liefen vor Verzweifelung davon. Solche Häuser wurden von den Soldaten niedergerissen und das Holz auf der Wacht verbrannt.
„Etzlichen armen leuthen, so nicht wol holdt hetten, verbranden sie die Bredder von den balken; sie namen auch den hausleuhten (Landleuten) allenthalben die besten und fettesten biester af und shlachteten die, und was sie davon nicht frießen konnthen, dassolbige salzeden sie in faesser und slogen diesolbige zu, und namen es medde do sie uffzoegen (abzogen).“
Als die Holländer sahen, daßdas Stift den Spaniern preisgegeben war, wollten sie auch von der Haut einen Riemen haben, fielen auch in das Stift ein und nahmen den armen Leuten ihr Vieh ab.
Wie anderwärts fasste man also auch in Ochtrup den Plan, den Ort zu befestigen und der Fürst erlaubte es 1593. Alsbald ging es ans Werk und Ochtrup wurde mit Wall und Graben versehen. Jetzt hieß Ochtrup, das bis dahin ein Dorf gewesen war, Stadt oder „Vestung“. Der erste Bürgermeister war Gerhardus Eiling. Die Stadt hat sich lange in ihrer Gestalt erhalten. Erst um 1820 wurden die Tore abgebrochen, während die Wälle vor etwa 25 Jahren abgetragen worden sind. An die alten Festungswerke erinnert nur noch der „Stüwwenkopp“ auf dem Westwall. Da Ochtrup kein fließendes Wasser hatte, musste das Wasser für den Stadtgraben aufgestaut werden. Solcher Stauanlagen mit „Stüwwenköppen“ gab es mehrere.
Allein die Festungswerke boten doch noch keinen sicheren Schutz. Denn nach der alten Chronik wurde ja Ochtrup 1595 und 1598 wiederum durch die Spanier gebrandschatzt und in größte Not und Bedrängnis gebracht.
Abgeschrieben aus Ochtrup in Westfalen 1930, Deutscher Städte Verlag
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